Leseliste

Samstag, 23. März 2013

"Opfer" von Cathi Unsworth



Es gibt Bücher, die mich bereits von der ersten Zeile an in den Bann ziehen. „Opfer“ von Cathi Unsworth ist ein solches Buch.
Der Kriminalroman ist unterteilt in zwei Zeitebenen. Im Jahr 2003 wird Privatdetektiv Sean Ward beauftragt, Ermittlungen im Fall Corrine Woodrow anzustellen. Diese sitzt seit mittlerweile 20 Jahren in einer psychiatrischen Anstalt, nachdem sie vermeintlich einen Ritualmord begangen hat.

In langen Rückblicken wird das Leben der damals 15-jährigen Corrine aufgerollt, die auf Grund ihres familiären Hintergrunds nur wenig Chancen im Leben hatte. Detailliert schildert die Autorin den Alltag des Mädchens, ihre Schulzeit, ihre Freunde und ihre Freizeitgestaltung.
Schnell kristallisiert sich heraus, dass die verurteilte Mörderin in Wahrheit nur ein Opfer ist. Ohne Halt, dafür auf der Suche nach Zugehörigkeit schlittert sie in eine Situation, deren Ausmaß sie nicht gewachsen ist.

„Opfer“ ist weniger ein Kriminalroman sondern eher ein Roman. Dem Leser ist quasi von Anfang an bewusst, dass im Fall Corrine ein Justizirrtum vorliegt. Es geht beim Lesen nur als Nebenprodukt darum, einen Mörder zu entlarven. Viel mehr liegt die Spannung darin, jenen verhängnisvollen Sommer hautnah an Corrines Seite mitzuverfolgen.

Der Autorin gelingt es außerordentlich gut, die Charaktere lebendig werden zu lassen und ich war zu jeder Zeit absolut gefesselt von der Thematik und dem Handlungsverlauf.
Gerne hätte das Buch für meinen Geschmack einzig in der Vergangenheit spielen können bzw. hätte eine Kürzung der Handlung um Sean Ward der Geschichte noch zusätzlich Tempo verschafft. Die Begebenheiten im Jahr 2003 erschienen teilweise doch recht konstruiert und durchzogen von vielen Zufällen. Aber dieser Kritikpunkt sei nur ganz am Rande erwähnt, den „Opfer“ war eine sehr spannende Lektüre, die ich kaum aus der Hand legen wollte.

Cathi Unsworth – bitte mehr davon!

Sonntag, 17. März 2013

"In dieser ganz besonderen Nacht" von Nicole C. Vosseler


Mit „In dieser ganz besonderen Nacht“ veröffentlicht Nicole C. Vosseler ihren ersten Jugendroman.

Das Leben der 16-jährigen Amber gerät aus den Fugen, als ihre Mutter ihrem Krebsleiden erliegt. Nicht nur, dass sie ihre wichtigste Bezugsperson verloren hat, sie muss sich nun auch an ihren Vater Ted gewöhnen, der ihr bisher nahezu fremd war. Dieser fackelt nicht lange und nimmt sie mit nach San Francisco. Fern von ihrer gewohnten Umgebung und ihren Freunden fühlt sich Amber einsamer denn je.
Obwohl sich Ted alle Mühe gibt, fällt es ihr schwer, sich in der neuen Umgebung einzugewöhnen. Erst als sie in einem verlassenen Haus den geheimnisvollen Nathaniel kennenlernt findet sie langsam ins Leben zurück. Dieser bleibt jedoch stets auf Distanz zu ihr und eines Tages erfährt Amber auch den Grund – Nathaniel ist eine verlorene Seele und Amber hat die Gabe Geister zu sehen. Diese schockierende Erkenntnis bringt mit sich, dass Amber endlich Freunde findet. Nach und nach bildet sich eine „Geisterseher-Clique“.

Der Autorin gelang es äußerst sympathische Charaktere zu entwickeln, die zeigen, dass sich hinter manch einer selbstaufgebauten Fassade ein ganz anderer Mensch verbirgt und es sich lohnt, dahinter zu schauen.
Oberflächlich betrachtet wirken Ambers neue Freund Matt, Shane, Abby und Holly wie ein Haufen Freaks. Bei genauerem Hinsehen stellt sich allerdings heraus, dass hinter all diesen schrägen Maskeraden liebenswerte, tiefgründige Menschen stecken, die einander mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ein Hinweis, den man durchaus auch auf das reale Leben übertragen sollte.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Mühelos konnte ich ab der ersten Seite in die Geschichte eintauchen. Nicole C. Vosseler beschreibt San Francisco detailliert und anschaulich so dass die Stadt vor meinem inneren Auge entstehen konnte und sich der Wunsch einstellte, selbst einmal durch diese Straßen zu laufen und natürlich das verlassene Haus mit dem hohen Eisenzaun zu besuchen...

Man merkt allerdings beim Lesen, dass es sich bei „In dieser ganz besonderen Nacht“ um ein Jugendbuch handelt. Im Vergleich zu anderen Veröffentlichungen dieses Genres ist der Schreibstil teilweise doch recht einfach. Es ist in jedem Fall für die Generation 14 – 16 als Lektüre zu empfehlen.

Bis auf eine Ausnahme sind mir alle Charaktere schnell ans Herz gewachsen. Amber, ihre Freunde und ihr Vater Ted, Menschen, mit denen man gerne Zeit verbringen möchte. Die einzige Romanfigur mit der ich Schwierigkeiten hatte warm zu werden war ausgerechnet Nathaniel. Ich empfand ihn als eine etwas sture, leicht arrogante Person und so war es nicht ganz leicht nachzuvollziehen, warum Amber ausgerechnet an ihn ihr Herz verloren hat.

Nach einem starken Auftakt ging der Roman im Mittelteil in ein etwas zähes Plätschern über. Die Handlung begann zu stagnieren. Das wunderschöne und liebevoll gestaltete Cover hatte mir eine große Liebesgeschichte assoziiert, während des Lesens war mir unklar, ob diese wirklich noch eintreffen kann. Immerhin war es unmöglich, dass Amber und Nathaniel zusammen kommen können. Doch dann nimmt die Geschichte eine dramatische Wendung und gewinnt damit ordentlich an Tempo. Im letzten Viertel des Buches überschlagen sich die Ereignisse und es geschehen Dinge, mit denen ich nicht gerechnet hätte, die das Buch aber originell werden lassen, da Nicole C. Vosseler von einem Friede-Freude-Eierkuchen Happy-End absieht und auf ihre ganz eigene Art und Weise alles zum Besten wendet.






Sonntag, 10. März 2013

"Endlich wieder Weiberabend" von Joanne Fedler

Mit „Endlich wieder Weiberabend“ veröffentlicht Joanne Fedler die Fortsetzung ihres Bestsellers „Weiberabend“.
Der erste Band ist mir nicht bekannt, aber durch eine kurze Vorstellung aller Charaktere am Anfang des Buches findet man sich schnell in der Geschichte zurecht.

6 Jahre sind seit dem letzten Weiberabend vergangen und die Freundinnen Jo und Helen haben beschlossen, dass es endlich einmal wieder Zeit für ein Wochenende fern von ihren Männern, Kindern und dem Haushalt ist. Einige Freundschaften haben sich in der Zwischenzeit zerschlagen oder aus den Augen verloren, andere sind hinzugekommen.
Und so wird sich an diesem Wochenende ein gemischter Haufen aus alten und neuen Bekanntschaften in einem luxuriösen Haus treffen.

Die Autorin verfasst ihren Roman in einer locker, leichten Sprache. Keine der Protagonistinnen hatte es in ihrem Leben leicht, doch alle haben sie einen mehr oder weniger humorvollen Weg gefunden um mit ihrem Schicksal umzugehen.

Am Anfang gelang es mir mühelos, mich in die Geschichte einzulesen. Joanne Fedler lässt die Gespräche der Frauen authentisch und lebhaft aufleben, so dass man sich mitten unter ihnen meint.
Was ich zu Beginn als angenehm empfand, ging mir im Verlauf des Buches allerdings mehr und mehr auf die Nerven.
Außer den Unterhaltungen der Damen gibt es keinerlei Handlung. Die Themen sind überwiegend oberflächlich und drehen sich einzig und allein um Mütter, Ehemänner, Kinder und Schönheits-OPs.
Diese banalen Gespräche langweilen mich schon im Alltag und so kam es, dass ich „Endlich wieder Weiberabend“ zunehmend ermüdend empfand. Gegen Ende musste ich mich regelrecht zwingen das Buch zu beenden.
Zudem fällt es mir generell schwer, mich mit Frauen zu identifizieren, die ihr Dasein einzig und alleine über ihre Familie definieren. Was soll die Kernaussage des Romans sein? Heirate und bekomme Kinder, ansonsten ist Dein Leben zu ewiger Einsamkeit verdammt und Du hast Deinen Zweck auf Erden nicht erfüllt? Dies halte ich für eine antiquierte Einstellung und ich finde es traurig, dem Leser zu vermitteln, dass dies die einzig wahre Erfüllung sein könnte.

Joanne Fedler hat ihre Dialoge durchaus realitätsnah verfasst. Man könnte sogar meinen, sie hätte ein Wochenende mit ihren Freundinnen Wort für Wort mitstenographiert. Ob dies jedoch von schriftstellerischer Leistung zeugt sei dahingestellt.

Alles in allem konnte „Endlich wieder Weiberabend“ meinen Ansprüchen an ein Buch nicht genügen. Außer dem Einstieg war es noch nicht einmal sonderlich amüsant sondern verbreitete überwiegend eine negative Stimmung erfüllt von Streitereien und Resignation. Auf den leichten Roman zur Zerstreuung wartete ich vergebens.
Ich muss sogar sagen, dass ich dieses Buch sowohl für Zeit- als auch für Papierverschwendung halte. All dieses belanglose „Blabla“ lässt sich an jeder Ecke finden ohne dass man dafür ein Buch aufschlagen muss.


Donnerstag, 14. Februar 2013

"Dinner mit Rose" von Danielle Hawkins


Als Josephine ihren Freund beim Fremdgehen mit ihrer besten Freundin erwischt beschließt sie, dass es Zeit für eine Veränderung in ihrem Leben ist. Kurzerhand zieht sie von Australien nach Neuseeland. Hier, in dem beschaulichen Örtchen Waimanu wohnt ihre Tante Rose – und ihre Jugendliebe Matthew, den sie nie ganz vergessen konnte.

Schon das Cover von Danielle Hawkins Debütroman „Dinner mit Rose“ ist absolut gelungen. Die zarten Pastellfarben laden zum Träumen ein und die Rosatöne harmonieren perfekt mit dem Romantitel. Hat man erst einmal begonnen zu lesen, findet man sich schnell in einer warmherzigen Atmosphäre wieder, die man so schnell nicht verlassen möchte.
Tante Rose ist eine schrullige Dame, die ihre kleine Farm und ihre Küche eigenwillig aber voller Charme führt.
Josephine fühlt sich hier mit offenen Armen empfangen. Ihre heimliche Liebe zu Matt belastet sie, dennoch ist sie froh, in seiner Gegenwart sein zu können.

Die Charaktere pflegen einen liebevollen, humorvollen Umgang und die scherzhaften Dialoge bringen den Leser regelmäßig zum schmunzeln.

Alles könnte so schön sein, in dieser rosafarbenen Zuckerwattewelt. Doch dann erkrankt Rose an Krebs und plötzlich hat dieses erst etwas seicht anmutende Buch ungeahnten Tiefgang.
Die Familie ist erschüttert über Roses Schicksal doch diese erträgt die Situation mit bewundernswerter Würde und verliert dabei eins nie – ihren Sinn für Humor.

Manchmal liegen lachen und weinen nur einen schmalen Grat von einander entfernt. In dieser Geschichte ist dies definitiv der Fall.
Danielle Hawkins ist ein wunderbar bewegender Roman gelungen in dem ich mich von der ersten bis zu letzten Seite wohl fühlte. Sie zeigt mit ihrer Geschichte, dass es egal ist, ob man krank oder gesund ist, ob das Haus ein Loch im Dach hat und der Wind durch jede Ritze zieht. Gemeinsam mit geliebten Menschen lässt sich aus jeder Situation dass Beste machen und so manches gelingt leichter, wenn man das Leben nicht allzu ernst nimmt.

Mit Tante Rose hat die Autorin eine Protagonistin erschaffen, von der es schwer fällt, am Ende des Buches Abschied zu nehmen. Aber auch alle anderen Charaktere sind perfekt gelungen. Die detaillierten Beschreibungen lassen die Figuren lebendig werden. Jeder ist auf seine Art ein schräger Vogel und zusammen bilden sie eine außergewöhnliche Dorfgemeinschaft. Auch für die Beschreibung der Eigenarten der Tiere nimmt sich Danielle Hawkins Zeit, so dass man nach der Lektüre am liebsten selbst ein Hausschwein möchte, nur um dieses mit einer eigens dafür bestimmten Schweinegabel zu kraulen.

Meine Erwartungen an diesen Roman wurden vollkommen erfüllt und ich freue mich schon jetzt auf ein nächstes Buch von Danielle Hawkins.


Dienstag, 8. Januar 2013

"Der Mann, der den Regen träumt" von Ali Shaw


Mit „Der Mann, der den Regen träumt“ veröffentlicht Ali Shaw seinen zweiten Roman.
Das Wetter spielte in Elsas Leben schon immer eine große Rolle. Ihr Vater war ein selbst ernannter Sturmjäger, stets rastlos und auf der Suche nach dem nächsten Gewitter. So gelang es ihm schon früh, die Faszination seiner Tochter für das Wetter zu wecken.
Nach seinem Tod bricht für Elsa eine Welt zusammen. Sie lässt ihr altes Leben hinter sich und es scheint wie Führung, dass es sie ausgerechnet in einen kleinen Ort namens Thunderstown verschlägt. Hier scheinen die Uhren anders zu ticken. Die Bewohner weisen dem Wetter eine große Bedeutung zu und sind davon überzeugt, dass der böse Geist Old Man Thunders über sie herrscht. Ihm geben sie die Schuld, für all die Gewitter und Unwetter die in ihrer Stadt wüten und zerstören.

Genauso verzaubernd wie das liebevoll gestaltete Cover des Buches ist auch Ali Shaws Sprache. Er beschreibt das Wetter und die Natur in all seinen Facetten und es ist ein Genuss für jeden Naturliebhaber seinen Ausführungen zu folgen. Die Lektüre weckt immer wieder den Wunsch, sofort zu einem Spaziergang aufzubrechen.
Viele übernatürlichen Wesen konnte ich in den letzten Jahren in Büchern finden, doch von einem Gewitter, dass die Gestalt eines Menschen annehmen kann hatte ich noch nie gelesen. Des Weiteren erschafft der Autor niedliche Wasserpferde und Kanarienvögel die aus Sonne bestehen. Mit seinen originellen Ideen fasziniert und begeistert er den Leser.

Auch Elsa kann sich der Anziehungskraft des menschlichen Gewitters Finn nicht entziehen. Zwei Wesen, die auf den ersten Blick so verschieden erscheinen, entdecken viele Gemeinsamkeiten. Zwei von der Gesellschaft oft Ausgegrenzte, von dem Gefühl der Fremdartigkeit Geplagte finden hier zu einem gemeinsamen Ganzen zusammen.

„Der Mann, der den Regen träumt“ ist ein melancholisches Buch. Es erzählt von Einsamkeit, Verlust und Ängsten und transportiert diese Stimmungen über die Buchseiten hinaus in die Welt des Lesers. Dadurch empfand ich das Lesen zeitweise etwas bedrückend.
Abschließend kann ich sagen, dass mich Ali Shaws Wortwahl und seine Fantasie verzaubert haben. Dieser Roman ist eine ruhige, unaufgeregte Geschichte und ich muss gestehen, dass es mir etwas schwer fiel, längere Zeit am Stück darin zu lesen, weil es mich schnell ermüdet hat, was ich sehr schade fand.

Samstag, 15. Dezember 2012

Asche und Phönix von Kai Meyer


Das aufwendig gestaltete Cover von Kai Meyers neuem Roman „Asche und Phönix“ ist das Erste, was den Leser dazu verleitet, die Hand nach diesem Buch auszustrecken. Befreit man es schließlich von seinem Schutzumschlag, kommt die erste Überraschung zum Vorschein, denn auch hier wurde mit viel Liebe zum Detail ein Layout entworfen. Als Thema wurde hier die Fotografie mit einer Polaroidkamera aufgegriffen, welche eine Rolle in der Geschichte spielt.

Zum Inhalt:
Die heimatlose Ash schlägt sich mit Diebstählen durchs Leben. Eines Tages wird sie von dem populären Jungschauspieler Parker Cale bei einem Einbruch in seiner Hotelsuite überrascht. Dieser liefert sie nicht etwa dem Sicherheitsservice aus, sondern bittet sie seinerseits um einen Gefallen. Da Parker soeben vor laufenden Kameras der Welt mitgeteilt hat, wie leid er seine Filmrolle als Magier und dem damit verbunden Erfolg ist, wünscht er sich, das Hotel unauffällig zu verlassen. Ash kommt dieser Bitte nach und plötzlich befinden sich beide in einem Strudel aus Gefahren und Widersachern. Der so harmlos begonnene Tag endet in einer Odyssee.


Auf Grund des Klappentextes wusste ich nicht, was genau ich von „Asche und Phönix“ erwarten kann. Ist es eine Liebesgeschichte? Fantasy oder real?
Der Auftakt ist ruhig und gibt noch keine weiteren Aufschlüsse. Von Anfang an gelingt es Kai Meyer den Leser durch seine bildhaften Ausführungen an die Geschichte zu fesseln. Ash ist ein Charakter, den man trotz ihrer kriminellen Handlungen schnell in sein Herz schließt. Sie begeht Ihre Diebstähle und Einbrüche nicht aus Berechnung, sondern aus purem Überlebenswillen, wobei sie bemüht ist, so wenig Schaden wie möglich anzurichten.
In Parker möchte man zunächst den vom Erfolg verwöhnten Schauspieler sehen, doch sehr schnell kristallisiert sich heraus, dass hinter dieser Fassade ein Mensch lebt, der den Ruhm einfach nur leid ist und langsam aber sicher daran zu Grunde geht.

Kaum haben die beiden ihre Flucht angetreten, beginnt sich die Geschichte zu drehen. Wie bereits beim Abnehmen des Schutzumschlags hat Kai Meyer auch beim Inhalt eine Überraschung parat, mit der man allein durch lesen des Klappentextes nicht unbedingt rechnen konnte. Aber wer bereits Werke des Autors kennt, konnte sicherlich erahnen, dass er auch dieses mal Fantasyelemente einbauen wird.
Grundsätzlich ist bereits zu jedem erdenklichen übersinnlichen Thema ein Buch verfasst worden, so dass es merkwürdig erscheinen muss, wenn ich hier von einer originellen Entwicklung spreche. Kai Meyer bedient sich dem ältesten aller dunklen Geschäfte – dem Pakt mit dem Teufel und erweckt nebenbei den ein oder anderen Zombie zu neuem Leben. Gerade in einer Zeit, in der Vampire, Werwölfe etc. das Buchangebot beherrschen brachte dies für mich den Reiz des Neuen mit sich.

„Asche und Phönix“ ist ein Jugendbuch. Ich kann es allerdings ohne Einschränkungen auch Erwachsenen empfehlen. Mehr noch, ich finde, es sogar maximal für ältere Jugendliche geeignet. Die dunklen Widersacher sind schaurige Gestalten, die jegliches Empfinden verloren haben. Ihre Gräueltaten sind wahre Blutbäder und der Autor schreckt vor der ein oder anderen detaillierten Schilderungen nicht zurück.
In all diesem Trubel erscheint es nahezu unvermeidlich, dass Parker und Ash sich verlieben. Dies wirkt jedoch nicht etwa konstruiert, sonder gliedert sich perfekt in das Geschehen ein. Die Gefühle des Paares werden authentisch dargestellt und lassen den Leser die beiden Protagonisten weiter ins Herz schließen.

Kai Meyer erzählt seinen Roman in einem rasanten Schreibstil. Atemlos fiebert man mit Ash und Parker mit und kann das Buch kaum aus der Hand legen. Mehr als einmal lehrt der Autor dem Leser das Fürchten und am Ende angekommen schnauft man gemeinsam mit den beiden Helden erschöpft durch.
„Asche und Phönix“ ist eins der letzten Bücher, die ich im Jahr 2012 gelesen habe – es ist ihm jedoch ein klarer Sprung in meine Top 10 Jahresliste gelungen. Jede der 464 Seiten hat mich gefesselt und begeistert und ich gebe eine absolute Leseempfehlung ab!
Abschließend ist noch zu erwähnen, dass der Erwerb des Buches einen kostenlosen Download des E-Books beinhaltet. Da ich keinen E-Book Reader besitze, habe ich dies nicht in Anspruch genommen. Generell sehe ich keinen rechten Sinn dahinter, dass Buch sowohl in gedruckter als auch in elektronischer Form zu besitzen – dennoch ein schönes Gimmick.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

"Die Plantage" von Catherine Tarley

Amerika 1781. Die verwitwete Antonia Lorimer versucht verzweifelt ihre Plantage vor dem Ruin zu bewahren. In einer Zeit, in der Geschäfte eine reine Männerdomäne sind ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Wie der Zufall es will, findet sie eines Nachts einen verletzten Mann in ihren Stallungen. Obwohl der Verwundete schnell als englischer Soldat und somit als Feind enttarnt ist, pflegt sie ihn gesund und macht ihn anschließend zu ihrem Verwalter.

Ähnlich wenige Details verriet mir der Klappentext und so ging ich davon aus, dass es sich bei Catherine Tarleys Roman um eine Südstaatenschnulze auf über 800 Seiten handelt.
Tatsächlich hat das Buch allerdings eine weitaus breitere Themenvielfalt zu bieten, als man anfänglich vermutet. Man könnte sogar sagen, dass das inhaltliche Spektrum kaum ein mögliches Szenario auslässt. Von Krieg über indianische Medizinfrauen und Sklaverei bis hin zu einem psychopathischen Mörder ist hier alles vertreten.
Der integrierte Kriminalfall war wohl die größte Überraschung. Die Autorin spart nicht mit blutigen und brutalen Details und insbesondere gegen Ende sorgt die Suche nach dem Mörder für Spannung und beschleunigt das Lesetempo.

Worauf ich in diesem Roman jedoch vergeblich wartete war die große Liebesromanze. Sicherlich, Antonia und William Marshall gehen eine Beziehung ein und wie die zwei Königskinder fällt es ihnen schwer, zueinander zu finden.
Dennoch ist dies kein Schicksal, bei welchem man mit Tränen in den Augen mitfiebert. Zu kantig und emotionslos erscheint der Held William. Getrieben von Rachegelüsten vereinnahmt ihn die Suche nach seinen einstigen Peinigern. Es fällt ihm schwer, Gefühle zu zulassen und durch seinen harten Kern ist es auch für den Leser nicht einfach Sympathie für ihn zu entwickeln.
Auch Antonia empfand ich als einen etwas schwierigen Charakter, zu dem ich bis zuletzt keinen wirklichen Zugang fand. Sie ist nicht die starke Frau, wie man zuerst erwartet, keine zweite Scarlett O' Hara. Im Grunde ist sie eine hilflose Witwe, die stets auf die Hilfe Anderer angewiesen ist. Sei es William, ihr Banker Andy, ihr schwarzer Halbbruder Joshua oder ihr Kindermädchen Charlene. Immer sind es die Anderen, die ihr die Welt erklären und den Weg nach vorne ebenen.

Teilweise agieren die Protagonisten in einer Art und Weise, in der ich wirklich nicht anders konnte, als darüber den Kopf zu schütteln. Sowohl der Umgang mit Antonias Schwangerschaft als auch der verzweifelte Versuch aller Beteiligten den Mörder zu schützen wirken mehr als blauäugig.

Am Ende wartet die Autorin mit einem überraschenden Schluss auf, mit welchem ich nie und nimmer gerechnet hätte, welches Antonia allerdings einen weiteren Minuspunkt bei mir einbrachte.

Fazit
„Die Plantage“ ist auf Grund seiner Dicke eine Geschichte, die den Leser länger begleitet. Hier und da hätte eine Kürzung die Story schneller in Fahrt gebracht. Gerade zu Anfang tat ich mir etwas schwer, mich in das Buch zu vertiefen. Insbesondere gegen Ende, als der Fokus sich immer mehr auf das Wirken des Mörders verschiebt, wurde der Roman doch noch zu einem spannenden Leseerlebnis und ich blieb längere Zeit am Stück in der Geschichte hängen.
Die Autorin hat in jedem Fall die geschichtlichen Hintergründe gut recherchiert und die Problematiken seitens Geschlecht und Hautfarbe glaubhaft dargestellt. Ein umfangfreiches Glossar rundet die Erläuterungen ab.
Auch die optische Aufmachung ist gelungen und das stattliche Herrenhaus auf dem Cover lädt dazu ein, Damen in Reifröcken und Pferdekutschen vor dem inneren Auge entstehen zu lassen.

Für verschneite Winterwochenenden eine sicherlich nicht ganz verkehrte Leseempfehlung.